Bundesdisziplinarkammer

Deutschland Bundesdisziplinarkammernp1
Bundesadler der deutschen Bundesorgane
Bundesadler der deutschen Bundesorgane
Staatliche Ebene Bund
Stellung Bundesgerichte
Aufsichts­organ(e) Bundesministerium des Innern
Bestehen 1953–1967
Entstanden aus Reichsdienststrafkammern
Aufgegangen in Bundesdisziplinargericht

Die Bundesdisziplinarkammern waren von 1953 bis 1967 Bundesgerichte und selbständige Dienststellen der Verwaltungsgerichtsbarkeit nach Art. 96 Art. 3 Grundgesetz und Disziplinargerichte erster Instanz in förmlichen Disziplinarverfahren von Bundesbeamten.[1]

Über Berufungen gegen Urteile der Bundesdisziplinarkammern entschied der Bundesdisziplinarhof.[2] Der Präsident des Bundesdisziplinarhofs führte die Dienstaufsicht über die Geschäftsführung der Bundesdisziplinarkammern.

Geschichte

Das Gesetz über die Errichtung von Bundesdienststrafgerichten vom 12. November 1951 (BGBl. I S. 883) regelte, dass der Bundesminister des Innern durch Verordnung „Bundesdienststrafkammern“ errichtet sowie ihren Sitz und Bezirk bestimmt. Die in der Reichsdienststrafordnung vom 26. Januar 1937 (Reichsgesetzbl. I S. 71) vorgesehenen Reichsdienststrafkammern wurden in Bundesdienststrafkammern umbenannt. Mit Gesetz vom 28. November 1952 (BGBl. I S. 749) wurde der Begriff durch Bundesdisziplinarkammern ersetzt. Zudem erhielt die Reichsdienststrafordnung die Bezeichnung Bundesdisziplinarordnung.

1967 wurden die Bundesdisziplinarkammern formal aufgelöst. Sie gingen als örtlich zuständige Kammern in dem neuen Bundesdisziplinargericht in Frankfurt am Main auf, das aus der Bundesdisziplinarkammer I und ihrer Geschäftsstelle gebildet wurde.

Kammern

Der Bundesminister des Innern erließ am 5. Januar 1953 (BGBl. I S. 7) die Verordnung über die Errichtung von Bundesdisziplinarkammern. Demnach wurden 13 Kammern mit je einer Geschäftsstelle eingerichtet. Die Geschäftsstelle der Bundesdisziplinarkammer I hatte die Aufgaben einer Hauptgeschäftsstelle. Die Aufsicht über die Geschäftsstellen führte der Vorsitzende der Bundesdisziplinarkammer I.

Bezeichnung Gerichtsbezirk Sitz der Geschäftsstelle angegliedert an
Bundesdisziplinarkammer 000001I Hessen Frankfurt am Main
Bundesdisziplinarkammer 000002II Baden-Württemberg, Regierungsbezirke Nord- und Südbaden Karlsruhe Oberpostdirektion Karlsruhe
Bundesdisziplinarkammer 000003III Baden-Württemberg, Regierungsbezirke Nordwürttemberg und Südwürttemberg-Hohenzollern Stuttgart Eisenbahndirektion Stuttgart
Bundesdisziplinarkammer 000004IV Bayern, Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Schwaben, Kreis Lindau München Eisenbahndirektion München
Bundesdisziplinarkammer 000005V Bayern, Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken Nürnberg Eisenbahndirektion Nürnberg
Bundesdisziplinarkammer 000006VI Berlin Berlin-Charlottenburg Bundesverwaltungsgericht
Bundesdisziplinarkammer 000007VII Hamburg Hamburg Eisenbahndirektion Hamburg
Bundesdisziplinarkammer 000008VIII Niedersachsen, außer Regierungsbezirke Aurich, Osnabrück, Stade; Verwaltungsbezirk Oldenburg Hannover Oberpostdirektion Hannover
Bundesdisziplinarkammer 000009IX Bremen, niedersächsische Regierungsbezirke Aurich, Osnabrück, Stade; Verwaltungsbezirk Oldenburg Bremen Oberpostdirektion Bremen
Bundesdisziplinarkammer 000010X Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirke Düsseldorf, Aachen, Köln Düsseldorf Oberpostdirektion Düsseldorf
Bundesdisziplinarkammer 000011XI Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirke Arnsberg, Detmold, Münster Dortmund Oberpostdirektion Dortmund
Bundesdisziplinarkammer 000012XII Rheinland-Pfalz Mainz Eisenbahndirektion Mainz
Bundesdisziplinarkammer 000013XIII Schleswig-Holstein Kiel Oberpostdirektion Kiel

Amtstracht

Die Amtstracht der Vorsitzenden der Bundesdisziplinarkammern bestand aus einer Amtsrobe und einem Barett gemäß der Anordnung des Bundespräsidenten über die Amtstracht bei den Bundesdisziplinargerichten vom 31. März 1953 (BGBl. I S. 122). Die Farbe der Amtstracht war schwarz. Der Besatz an der Amtsrobe und am Barett der Bundesrichter bestand aus Samt. Die Vorsitzenden der Bundesdisziplinarkammern trugen am Barett eine Schnur in Silber.

Literatur

  • Erich Lindgen: Handbuch des Disziplinarrechts für Beamte und Richter in Bund und Ländern: Zweiter Band Formelles Disziplinarrecht. de Gruyter, Berlin 1968, DNB 457437219, S. 14 ff. 

Einzelnachweise

  1. Erich Lindgen: Handbuch des Disziplinarrechts für Beamte und Richter in Bund und Ländern: Zweiter Band Formelles Disziplinarrecht. de Gruyter, Berlin 1968, DNB 457437219, S. 14 ff. 
  2. Erich Lindgen: Handbuch des Disziplinarrechts für Beamte und Richter in Bund und Ländern: Zweiter Band Formelles Disziplinarrecht. de Gruyter, Berlin 1968, DNB 457437219, S. 34–37. 
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