Musikjahr 1574

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Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1574.

Musikjahr 1574
Sebastian Ochsenkun
Sebastian Ochsenkun
Am 20. August 1574 stirbt in Heidelberg der deutsche Lautenist und Komponist Sebastian Ochsenkun. Der 1521 geborene Ochsenkun war zunächst Lautenspieler beim Pfalzgrafen Ottheinrich zu Pfalz-Neuburg. 1544 ging er als Lautenmeister an den kurpfälzischen Hof in Heidelberg. 1556, zum Regierungsantritt von Ottheinrich in Heidelberg, brachte Ochsenkun die Lieder- und Motettensammlung Tabulaturbuch auff die Lauten heraus (deutsche Lautentabulatur), die 1558 in Heidelberg verlegt wurde. Sie enthält neben eigenen Werken auch Bearbeitungen fremder Kompositionen.

Ereignisse

Heiliges Römisches Reich

Hofkapelle von Kaiser Maximilian II.

  • Carl Luython, der seit 1566 Chorknabe in der Hofkapelle von Kaiser Maximilian II. war und nach Eintreten des Stimmbruchs am 8. August 1571 das damals übliche Stipendium ausgezahlt bekam, hat im Herbst 1571 offenbar einen Studienaufenthalt in Italien angetreten, der bis Ende 1575 dauern wird.
  • Maddalena Casulana Mezari ist seit etwa 1570 Sängerin und Komponistin für Kammermusik des römisch-deutschen Kaisers Maximilian II. in Wien.
  • Jakob Regnart, der seit 1568 für eine etwa zweijährige Studienreise in Italien weilte, ist seit 1. November 1570 Präzeptor (Musiklehrer) der Kapellknaben der Hofkapelle. 1574 veröffentlicht er in Wien sein Il primo libro delle canzone italiane zu fünf Stimmen und in Nürnberg sein Kurtzweilige teutsche Lieder zu drei Stimmen.
  • Philippe de Monte ist seit 1568 als Nachfolger von Jacobus Vaet Kapellmeister der Hofkapelle Maximilians II. in Wien. Der größte Teil seiner über 250 Motetten erscheint zwischen 1572 und 1600 im Druck. 1574 veröffentlicht er seine Einzeldrucke Sacrarum cantionum […] liber tertius zu fünf Stimmen und Madrigali […] libro quinto zu fünf Stimmen.
  • Mateu Fletxa el Jove ist Kantor der kaiserlichen Kapelle.

Bayerischer Reichskreis

Philipp Apian – Bairische Landtafeln von 1568 (zusammengesetzt)
Herzogtum Bayern
  • Franciscus Florius hat seit Herbst 1556 in München an der Hofkapelle von Herzog Albrecht V. eine Anstellung als Hofbassist. Neben seiner Tätigkeit als Sänger ist Florius, zusammen mit dem Hofkopisten Johannes Pollet, auch als Notenkopist eingesetzt. Nach dem Ausscheiden Pollets 1571 ist er zum Hauptkopisten aufgestiegen; diese Stellung hat er bis zu seinem Tod inne.
  • Johannes de Fossa ist seit dem letzten Vierteljahr 1559 Vizekapellmeister der Münchner Hofkapelle. In den vorhandenen Dokumenten wird Fossa allerdings weiterhin nur als Tenorist bezeichnet. Seit 1571 hat er die Aufsicht über die Chorknaben der Kapelle und hat ihnen in seinem Haus Kost und Unterkunft zu geben.
  • Antonius Gosswin, der 1569 Kapellmitglied bei Prinz Wilhelm von Bayern wurde, wird wegen Finanzproblemen des Münchner Hofs bald entlassen, ist aber seit 1570 wieder ein Angestellter der Kapelle. Am 1. November 1574 erhält er eine briefliche Auszeichnung des Kaisers, der ihm auch ein Wappen verleiht. Der Komponist widmet dem Kaiser im gleichen Jahr zwei Messen und erhält dafür 30 Florin. Er reist nach Wien, um diese Messen auch aufzuführen; dort bleibt er bis zum Jahresanfang 1575.
  • Gioseffo Guami, der sich zwischen 1550 und 1560 in Venedig aufgehalten haben und dort Schüler von Adrian Willaert und Annibale Padovano gewesen sein soll, wirkt seit 1568 in München, wo er zum Hoforganisten berufen wurde. Guami wirkt hier bis etwa 1579.
  • Orlando di Lasso ist seit 1563 Kapellmeister der Münchner Hofkapelle. Zu Orlandos Aufgaben gehören u. a. Reisen durch Europa zur Anwerbung neuer Musiker, die Unterrichtung der Chorknaben, die teilweise sogar in seiner Familie leben, Proben mit den Musikern und die Komposition zahlreicher neuer Werke. Infolge der zahlreichen Kontakte des Komponisten zu anderen europäischen Höfen, insbesondere zu Karl IX. von Frankreich durch Vermittlung des Verlegers Adrian Le Roy, besteht in München zeitweilig die Befürchtung, dass er den Hof verlassen könnte. Jedoch hat Orlando schon 1574 das Angebot des französischen Königs, in dessen Dienste zu treten, ausgeschlagen, obwohl er von ihm seit 1560 eine Ehrenpension bezieht.
  • Ivo de Vento, der seit Sommer 1568 Kapellmeister in der Kapelle der Residenz von Kronprinz Wilhelm in Landshut war, wirkt seit Anfang 1570 wieder als Organist am Münchner Hof. 1574 erscheinen seine Mutetae aliquot sacrae quatuor vocum, quae cum vivae voci, tum omnis generis instrumentis musicis commodissime applicare possunt.

Burgundischer Reichskreis

Markgrafschaft Antwerpen
  • Jean de Castro, der in den späten 1560er Jahren nach Antwerpen ging und offenbar zeitweise als musikalischer Berater des Verlegers Pierre Phalèse gewirkt hat, lebt hier bis November 1576. 1574 erscheint in Antwerpen und Löwen sein Triciniorum sacrorum, Teil 1 und in Löwen veröffentlicht er 40 Chansons zu drei Stimmen.
  • Séverin Cornet, der seit 1564 in Mechelen an der St.-Rombouts-Kathedrale tätig war, ist seit 1572 der Nachfolger von Gérard de Turnhout als Kapellmeister der Kathedrale von Antwerpen. 1574 veröffentlicht er in dem Sammelband La Fleur des chansons 9 Chansons zu drei Stimmen.
  • Noé Faignient, der 1561 das Bürgerrecht in Antwerpen erhalten hat, wirkt seitdem hier als Musiklehrer. 1574 veröffentlicht er in dem Sammelband La Fleur des chansons 12 Chansons zu drei Stimmen.
Flandern (um 1609)
Herzogtum Brabant
  • Jan van Wintelroy ist seit dem Jahr 1529 in der Stadt ’s-Hertogenbosch bei der Marienbruderschaft (niederländisch: Illustre onze liewe vrouwe broederschap) als Sänger und Priester, wird am 19. Juli 1551 zum Chorleiter ernannt und übt diese Aufgabe über 20 Jahre lang bis zum 30. Juni 1574 aus. Danach ist er noch weiterhin zuständig für die musikalische Intonation der Kapelle der Bruderschaft.
Grafschaft Flandern
Grafschaft Holland

Fränkischer Reichskreis

Markgraftum Brandenburg-Ansbach
  • Rogier Michael, der auf Anraten von Annibale Padovano von 1569 bis 1572 bei Andrea Gabrieli in Venedig studiert hat, nimmt nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1572 die Stelle eines Tenorsängers in Ansbach an der Hofkapelle von Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach an, wo er bis 1574 bleibt.

Kurrheinischer Reichskreis

Kurpfalz

Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis

Karte des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises von Joan Blaeu 1640
Reichsstadt Aachen
  • Johannes Mangon, der von 1562 bis 1570 an der Kirche in Lüttich als Succentor gewirkt hatte und während dieser Zeit möglicherweise schon zeitweise den Domchor in Aachen geleitet hat, ist nachweislich von 1572 bis 1577 Leiter des Aachener Domchores.
Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg
  • Martin Peudargent ist Hofkomponist in den Diensten von Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg.
Karte des Niedersächsischen Reichskreises vor dem Westfälischen Frieden, 1648 oder früher von Joan Blaeu

Niedersächsischer Reichskreis

Erzstift Magdeburg
  • Sethus Calvisius, der seit 1569 die Schule in Frankenhausen besucht hatte, geht seit 1572 in Magdeburg zur Schule. Hier erbettelt und erwirbt er sich im Kirchendienst die finanziellen Mittel, um ein Studium aufzunehmen.
Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
Herzogtum Mecklenburg-Schwerin
Hamburg
Karnevalparade in Dresden (1574)

Obersächsischer Reichskreis

Karnevalparade in Dresden (1574)
Karnevalparade in Dresden (1574)
Fürstentum Anhalt
  • Gallus Dreßler geht, nachdem 1574 unter Kurfürst August von Sachsen Philippisten aus Sachsen vertrieben wurden, als Diakon an die St.-Nikolai-Kirche in Zerbst, in welchem Amt er verstorben zu sein scheint.
Kurfürstentum Sachsen
  • Elias Nikolaus Ammerbach, der von 1548 bis 1549 an der Universität Leipzig studiert hatte, wirkt danach, vermutlich bis an sein Lebensende, als Thomasorganist an der Thomaskirche.
  • Joachim a Burck, der ab 1563 Kantor an der Lateinschule in Mühlhausen war, ist seit 1566 Organist an der Kirche Divi Blasii in Mühlhausen. Daneben ist er als Geschichtsschreiber und öffentlicher Notar tätig.
  • Wolfgang Figulus ist von 1551 bis zu seiner Pensionierung 1588 Kantor und Lehrer an der Fürstenschule in Meißen. Er unterrichtet die Fächer Musik, Latein und Religion und sorgt für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in der Afrakirche.
  • Johannes Flamingus, der seit 1571 als Nachfolger von David Köler Hofkapellmeister und Leiter der „Hof-Cantorej“ von Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg-Schwerin war, scheint Schwerin 1573 verlassen zu haben und ist als Kantor in Zwickau tätig.
  • Mattheus Le Maistre, der seit 1554 sächsischer Hofkapellmeister als Nachfolger von Johann Walter war und 1565 aus Gesundheitsgründen um seine Entlassung gebeten hat, lebt vermutlich in Dresden. Le Maistre bleibt mit dem Hof in Dresden Zeit seines Lebens verbunden und führt den Titel des Hofkapellmeisters bis zu seinem Tod im Frühjahr 1577. 1574 erscheint in Dresden sein (verschollenes) Werk Officia de nativitate et ascensione Christi.
  • Antonio Scandello, der seit 1566 Vizekapellmeister der Dresdner Hofkapelle war und als „zugeordneter Moderator“ dem altersschwachen Mattheus Le Maistre unterstand, ist seit 1568 Hofkapellmeister und übt diese Aufgabe bis zu seinem Tod 1580 aus.
  • Leonhart Schröter, der von 1545 bis 1547 die Fürstenschule in Meißen besucht hatte, wirkt danach von 1561 bis 1576 als Stadtkantor in Saalfeld.
  • Nikolaus Selnecker, der sich 1572 in Oldenburg aufgehalten und 1573 mit Hermann Hamelmann die Oldenburger Kirchenordnung verfasst hatte, ist zum Jahreswechsel 1573/74 in seine Leipziger Professur zurückgekehrt.

Österreichischer Reichskreis

Erzherzogtum Österreich
  • Blasius Amon ist seit ca. 1568 Sängerknabe an die Hofkapelle von Erzherzog Ferdinand II. in Innsbruck. Er erhält unter den Kapellmeistern Wilhelm Bruneau (tätig von 1564 bis 1584) und Alexander Utendal (tätig von 1564 bis 1581) eine gründliche musikalische Ausbildung, die er auf Studienreisen vervollkommnet. Vor allem sein Aufenthalt in Venedig von 1574 bis 1577 hinterlässt in seinem Schaffen Spuren. Er bringt nicht nur die dort üblichen Modulationen, sondern auch die venezianische Doppelchörigkeit in seine Heimat mit.
  • Johannes de Cleve, der seit 1564 Hofkapellmeister in der neuen von Erzherzog Karl II. (1540–1590) gegründeten Hofkapelle in Graz war und dieses Amt sechs Jahre lang ausgeübt hat, lebt danach wahrscheinlich in Wien. Bemerkenswert sind de Cleves 20 vierstimmigen Sätze über protestantische Kirchenlieder (davon acht von Martin Luther), die 1574 in der Gesang Postill des Grazer Pfarrers Andreas Gigler erscheinen.
  • Jacobus Florius, der sich 1572 wahrscheinlich in Aquileia aufgehalten hatte, ist in den Listen der Innsbrucker Hofkapelle für 1573 und 1574 als Sänger genannt. Im Jahr 1574 widmet er Kaiser Maximilian II. eine von ihm komponierte Messe, wohl als Bewerbung um eine Stelle in Wien. Er erhält dafür aber nur 20 Gulden Zehrgeld.
  • Simone Gatto, der seit 1568 am Hof in München als Posaunist wirkte, setzt seine berufliche Laufbahn seit 1572 in Graz fort. In der dortigen Hofmusikkapelle beginnt er zunächst als Bläser.
  • Annibale Padovano, der von 1552 bis 1565 erster Organist am Markusdom in Venedig war und dann Organist am Hof von Erzherzog Karl II. in Graz wurde, ist hier seit 1570 in der Nachfolge von Johannes de Cleve (1528/29–1582) als Hofkapellmeister tätig.
  • Lambert de Sayve, der am 1. Februar 1569 das Amt eines Singmeisters an der Abtei Melk angetreten hatte und zusammen mit anderen Kapellmitgliedern nach Spanien gereist war, um bei der Hochzeit von Anna Maria von Österreich mit König Philipp II. von Spanien am 12. November 1570 mitzuwirken, setzt nach Rückkehr von der eineinhalb Jahre dauernden Reise seine Tätigkeit in Melk bis 1576 fort.
  • Alexander Utendal, der seit 1564 Alt-Sänger in der Kapelle von Erzherzog Ferdinand II. war, ist hier seit Ende 1572 Kapellknaben-Praezeptor und damit Vizekapellmeister. 1574 veröffentlicht er in Nürnberg seine Fröliche neue Teutsche und Frantzösische Lieder.
Karte von Schwaben (1600)

Schwäbischer Reichskreis

Herzogtum Württemberg
  • Ludwig Daser ist seit 1572 und bis zu seinem Ableben Kapellmeister der Hofkapelle Stuttgart.
  • Balduin Hoyoul, der im Jahr 1561 im Alter von etwa 13 Jahren als Diskant-Sänger in den Chor der Stuttgarter Hofkapelle unter Ludwig Dasers Leitung eingetreten war und 1564/65 für zwei Jahre als Schüler zu Orlando di Lasso nach München geschickt wurde, wirkt nach seiner Rückkehr wieder als Altist und Komponist der Stuttgarter Hofkapelle. Am 11. August 1574 heiratet er die Tochter des Kapellmeisters, Brigitta Daser.
  • Simon Lohet ist seit dem 14. September 1571 Organist der württembergischen Hofkapelle in Stuttgart. Weitere Organisten am Hof von Ludwig dem Frommen sind zu dieser Zeit der schon sehr alte Utz Steigleder († 1581) und Hans Franz Fries (bis 1572). Es ist auch Lohets Aufgabe, die Instrumente der Hofkapelle zu verwalten.
Hohenzollern-Sigmaringen
Reichsstadt Augsburg
  • Johannes Eccard wird nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Heimatstadt Mühlhausen (1573/74) von Jakob Fugger als Organist nach Augsburg berufen.
  • Jacobus de Kerle ist in Augsburg als Domorganist tätig. Am 14. Juli 1574 bittet de Kerle um Entlassung aus dem Organistenamt. In seiner bis 1574 währenden Amtszeit erscheinen von de Kerle ab 1571 etwa 70 Motetten in sieben Sammlungen, eine Messe, ein Requiem und zwei Bücher mit Madrigalen; als Manuskript sind ein Codex mit Responsorien und Hymnen für die Festtage des Kirchenjahrs überliefert. 1574 veröffentlicht de Kerle in Nürnberg sein Egregia cantio zu sechs Stimmen.
Reichsstadt Dinkelsbühl

Nicht eingekreiste zum Heiligen Römischen Reich zugehörige Territorien und Stände

Herzogtum Mailand
  • Matthias Hermann Werrecore, der von August bis Dezember 1559 beim Domchor in Mailand als Tenorsänger tätig war, lebt vermutlich in Mailand. Nach Dokumenten von 1532 und 1561 besitzt Werrecore Eigentum vor Ort und hat aus zwei Ehen mindestens drei Kinder. Der letzte Beleg über ihn ist vom 9. Dezember 1574, in dem es um die Schenkung von drei Kisten Wein seitens des Domkapitels geht.
Herzogtum Mantua
  • Girolamo Cavazzoni ist Organist in der Hofkirche Santa Barbara des Palazzo Ducale in Mantua, wo er bis 1577 wirkt.
  • Giovanni Giacomo Gastoldi, der in Mantua als Chorknabe an der Basilika Santa Barbara seine musikalische Ausbildung erhielt, Theologie studierte und seit 1572 Subdiakon war, wird 1574 Diakon.
  • Giaches de Wert, der von 1563 bis 1565 den Dienst eines Kapellmeisters für die kaiserlichen Gouverneure in Mailand versehen hatte, wirkt spätestens seit September 1565 als Kapellmeister an der neu gebauten Basilika Santa Barbara in Mantua, der Hofkirche der Gonzaga-Herzöge, nachdem er dorthin für das erste Barbara-Fest am 4. Dezember 1564 eine neue von ihm komponierte Messe geschickt hatte. In dieser Stellung bleibt er bis zu seinem Tod. Er ist auch als prefectus musicorum für die weltliche Musik am Hof von Herzog Guglielmo Gonzaga in Mantua zuständig. Ab den 1570er Jahren wird darüber hinaus der Hof des musikbegeisterten Herzogs Alfonso II. d’Este in Ferrara für Giaches immer interessanter, weil hier mit dem Aufbau eines privaten musikalischen Ensembles (musica secreta) neue Maßstäbe für den virtuosen Ensemble-Gesang gesetzt werden und ein sich gegenseitig inspirierendes Zusammenwirken zwischen Gesang, Komposition und neuester Dichtung entsteht (Giovanni Battista Guarini und Torquato Tasso).
Herzogtum Modena und Reggio
  • Girolamo Diruta wird 1574 Mitglied des Minoritenklosters in Correggio. Er erhält seine musikalische Ausbildung zum Organisten von Batista Capuani.
  • Luzzasco Luzzaschi, der seit Mai 1561 Organist und seit 1564 herzoglicher Hoforganist am Hof des Herzogs Alfonso II. d’Este ist, steigt 1574 als Nachfolger Afonso della Violas (auch dalla Viola genannt), zum Leiter der Instrumentalmusik des Herzogs von Ferrara auf. Seit 1572 bekleidet er zusätzlich das Organistenamt am Ferrareser Dom.
Großherzogtum Toskana
Herzogtum Toskana

Königreich England und Irland

Chapel Royal von Elisabeth I.

  • John Bull, der 1573 Kapellknabe an der Hereford Cathedral war, wird wahrscheinlich schon 1574 Mitglied der Children of the Chapel Royal, wo der Organist John Blitheman sein Lehrer wird.
  • William Byrd ist seit 1570 „Gentleman of the Chapel Royal“ und übt zusammen mit Thomas Tallis das Organistenamt aus.
  • William Mundy, der 1543 Mitglied im Chor von Westminster Abbey wurde und später für verschiedene Kirchengemeinden arbeitete, ist seit 1563 Mitglied der Chapel Royal, an der er bis zu seinem Tode verbleibt.
  • Thomas Tallis, der 1543 zum „Gentleman of the Chapel Royal“ in London ernannt wurde, bekleidet dieses Amt in den folgenden vierzig Jahren.

London

  • Peter Philips bekommt seine erste musikalische Ausbildung 1572 bis 1578 als Chorknabe an der St. Paul's Cathedral in London unter Sebastian Westcott († 1582). Er lebt bis zu Westcotts Tod 1582 in dessen Haus.
Frankreich (Ende 15. Jahrhundert)

Königreich Frankreich

Chapelle Royale von Karl IX. / Heinrich III.

  • Eustache du Caurroy ist seit 1570 zunächst als Sänger im Dienst des französischen Königs Karl IX. tätig und wird bald als Komponist bekannt.

Évreux

  • Guillaume Costeley, der nach seiner Ausbildung von 1560(?) bis 1570 Hoforganist am Hof von Karl IX. war, wirkt danach bis zu seinem Ableben in Évreux als Komponist und ist dort Mitglied der Bruderschaft Sainte Cécile.

Paris

  • Adrian Le Roy lebt in Paris und ist musikalischer Leiter des von ihm mit seinem Vetter Robert Ballard 1551 gegründeten Musikverlags Le Roy & Ballard.

Italienische Staaten

Herzogtum Urbino

  • Leonard Meldert, möglicherweise ein Schüler von Orlando di Lasso, ist ab 1571 am Hof von Guidobaldo II. della Rovere in Urbino aktiv, und zwar bis zum Tod des Herzogs 1574. Als der Nachfolger von Guidobaldo, sein Sohn Francesco Maria II. della Rovere, 1574 die Herrschaft antritt, wird dem Komponisten zusammen mit anderen Musikern der Hofkapelle gekündigt; dies geschieht aus gewissen politischen Motiven, die auf Wunsch des neuen Herzogs mit einer finanziellen Reorganisation begründet sind.

Kirchenstaat

Königreich Neapel

  • Giovanni Domenico da Nola wirkt seit Februar 1563 bis zu seinem Tod als Maestro di cappella an der Basilika Santissima Annunziata Maggiore in Neapel. In dieser Funktion lehrt er auch die Mädchen des Waisenhauses der Annunziata und die Diakone des Priesterseminars Gesang.
  • Antonio Valente wirkt von 1565 bis 1580 als Organist an Sant’Angelo a Nilo in Neapel.
Venedig (1572)

Republik Venedig

  • Costanzo Antegnati, der am besten bekannte Spross der verzweigten italienischen Orgelbauerfamilie Antegnati, bekommt seine musikalische Ausbildung bei Girolamo Cavazzoni und ist seit dem Jahr 1570 Orgelbau-Mitarbeiter seines Vaters Graziadio Antegnati des Älteren (1525–1590).
  • Valentin Bakfark lebt in Padua.
  • Giovanni Croce wirkt seit 1565 als Chorknabe und Sänger am Markusdom in Venedig.
  • Baldissera Donato ist seit 1550 als Sänger – zunächst an San Marco in Venedig – aktiv und wirkt auch in der Ausbildung der Sänger.
  • Andrea Gabrieli ist wahrscheinlich seit Jahresanfang 1566 als Organist an San Marco tätig, einer herausragenden Position in der Musikwelt Italiens, in der er bis zu seinem Lebensende bleiben wird. Es gibt im Jahr 1574 noch einen Versuch des herzoglichen-bayerischen Hofs unter Beteiligung von Orlando di Lasso, Gabrieli für München zu gewinnen, dem dieser aber nicht folgt. An San Marco entwickelt er, gefördert durch die einzigartige Akustik des Doms, seinen originalen Kompositionsstil der zeremoniellen Mehrchörigkeit und des konzertanten Stils, der später von seinem Neffen Giovanni Gabrieli weiter entwickelt wird.
  • Florentio Maschera, der seine erste Anstellung als Organist im Kloster Santo Spirito in Isola vor Venedig erhielt, ist seit 22. August 1557 Organist an der Kathedrale von Brescia. Zwei seiner Instrumental-Canzonen werden 1574 in der Tabolatura citthara von Paolo Virchi (1551–1610) veröffentlicht. Weitere Werke Mascheras werden zwischen 1574 und 1617 in verschiedenen Anthologien in Italien und in Deutschland gedruckt.
  • Claudio Merulo ist seit dem Jahr 1566 als Nachfolger von Annibale Padovano als erster Organist am Markusdom in Venedig tätig. Neben dieser offiziellen Tätigkeit tritt er regelmäßig in den Palazzi venezianischer Adliger auf, z. B. in der Ca' Zantani, die auch von Parabosco, Padovano und anderen Virtuosen frequentiert wird. Merulo tritt außerdem als Komponist von Vokalwerken in Erscheinung, vor allem von Madrigalen, sowie von Motetten und Messen. 1574 erscheint sein Ricercari da cantare a 4 voci: Libro I. Er komponiert auch Musik zu einer Tragödie von Cornelio Frangipane il Giovane (Musik verloren), anlässlich der Feierlichkeiten für Heinrich III. von Frankreich, der Venedig im Jahr 1574 besucht.
  • Giovanni Battista Mosto, der 1568 eine Anstellung als Zinkenist und Posaunist in der Münchener Hofkapelle unter Orlando di Lasso hatte, lebt seit 1569 wieder in Udine, gehört seit 1570 zu den Stadtpfeifern und hat 1573 den Auftrag erhalten, die Stadtkapelle neu zu ordnen und den Chorknaben der Kathedrale das Spielen der verschiedenen Instrumente beizubringen. 1574 weilt Mosto für kurze Zeit in Venedig und reiste von dort weiter nach München.
  • Teodoro Riccio wirkt nach seiner Ausbildung als Kirchenmusiker als Kapellmeister der Kirche Santa Nazaro in seiner Heimatstadt Brescia.
  • Gioseffo Zarlino, der bei Adrian Willaert in Venedig studiert hat, ist seit 1565 – in der Nachfolge von Cypriano de Rore – Kapellmeister am Markusdom in Venedig. Er hat diese Stelle bis zu seinem Ableben 1590 inne.

Königreich Polen und Großfürstentum Litauen

Hofkapelle von Heinrich von Valois

Posen

Sandomierz

  • Mikołaj Gomółka, der als königlicher Fistulator (hervorragende Instrumentalist des Königs) Mitglied der Hofkapelle von König Sigismund II. August von Polen war, hat 1563 den Hof verlassen und ist die folgenden 15 Jahre in seiner Geburtsstadt Sandomierz in einigen außermusikalischen Bereichen tätig.
Portugal und Spanien (1770)

Königreich Portugal

Hofkapelle von Sebastian I.

  • António Carreira ist seit der Thronbesteigung des 14-jährigen Königs Dom Sebastiaõ 1568, Kapellmeister und Magisterio. Es ist nicht genau bekannt, aber wahrscheinlich, dass es zu dieser Zeit mindestens zwei Kapellen gibt, eine für den König und eine für Dona Catarina bzw. für Dom Henrique, denn es gibt zwischen 1562 und 1580 neben Carreira noch einen zweiten Kapellmeister: den Flamen Rinaldo del Mel.
  • Miguel de Fuenllana diente von 1574 bis 1578 als Kammermusiker bei König Dom Sebastian von Portugal mit dem beachtlich hohen Jahresgehalt von 100.000 Maravedís.
  • Rinaldo del Mel, der in Mechelen lebte und seit dem 3. März 1562 Mitglied der Singschule der Kathedrale Saint-Rombaud war, hat seine Heimat verlassen und wirkt vermutlich seit 1572 am königlichen Hof in Lissabon als maestro unter König Sebastian.

Königreich Spanien

Hofkapelle von Philipp II.

  • Philippe Rogier, der seine erste musikalische Ausbildung an der Kathedrale seiner Geburtsstadt Arras erhalten hatte, ist 1572 mit Gérard de Turnhout – seit 1571 Kapellmeister der capilla flamenca des spanischen Königs Philipp II. – und anderen jugendlichen Sopranisten nach Madrid gereist und wurde am dortigen Königshof eingeführt. In Madrid kann er in den folgenden Jahren als jugendlicher Sänger seine musikalische Ausbildung vervollständigen.
  • Gérard de Turnhout, der seit 1562 an der Liebfrauenkirche Antwerpen tätig war und hier seit 1563 die Position eines Musikmeisters (maître de musique) in der Nachfolge von Antoine Barbé bekleidete, ist seit 1572 Kapellmeister der Capilla flamenca von König Philipp II. von Spanien in Madrid. 1574 veröffentlicht er in Löwen 4 flämische Chansons zu vier bis fünf Stimmen und 8 französische Chansons zu drei Stimmen.
  • Cornelis Verdonck, der seine erste musikalische Ausbildung als Kapellknabe vermutlich an der Kathedrale Notre-Dame in Antwerpen unter Gérard de Turnhout bekam, gelangt im Zuge der Anwerbung von Sängerknaben für die Capilla flamenca zusammen mit Philippe Rogier im Jahr 1572 nach Madrid an die Hofkapelle des spanischen Königs Philipp II., wo er für etwa acht Jahre bleibt.

Badajoz

La Seu d’Urgell

Sevilla

  • Francisco Guerrero ist seit 1551 Assistent von Kapellmeister Fernández de Castileja und Chorregent an der Kathedrale von Sevilla. Erst 1574, nach dem Tode Fernández erhält Guerrero dort die Stelle des Kapellmeisters.
  • Alonso Mudarra ist seit dem 18. Oktober 1546 Kanoniker an der Kathedrale von Sevilla. In dieser Stadt hat er einen bedeutenden Einfluss auf das Musikleben und bleibt dort noch 34 Jahre bis an sein Lebensende. Zu seinen Aufgaben an der Kathedrale gehört die Leitung aller musikalischen Aktivitäten. Hierzu gehören die Beauftragung von Instrumentalisten, der Kauf und die Leitung des Aufbaus einer neuen Orgel und die enge Zusammenarbeit mit Komponisten für die vielfältigen festlichen Anlässe.

Vizekönigreich Neuspanien

  • Hernando Franco, der vermutlich in den 1550er Jahren nach Neuspanien auswanderte und – gemäß eines Beleges aus dem Jahr 1571 – maestro de capilla der Kathedrale von Santiago de Guatemala war, verlässt diesen Posten 1574 und geht nach Mexiko.

Instrumentalmusik

Für Cister

Paolo Virchi – Il Primo Libro di Tabolatura di Citthara, Venedig: Girolamo Scotto

Für Laute

Vokalmusik

Geistlich

Weltlich

Musiktheoretische Schriften

Venezia, clavicembalo strozzi, 1574

Instrumentenbau

  • Instrumentenbauer – Instrument

Geboren

Geburtsdatum gesichert

  • 9. Januar (getauft): Christoph Buel, deutscher Komponist († 1631)[1]
  • 7. März: John Wilbye, englischer Komponist († 1638)
  • 14. Mai: Francesco Rasi, italienischer Sänger, Instrumentalist, Komponist und Dichter († 1621)
  • 8. Juli (getauft): Giovanni Battista Stefanini, italienischer Komponist († 1630)[2]
  • 27. September (getauft): Jean Dufon, franko-flämischer Komponist und Sänger († 1634)[3]
  • 4. November: Erycius Puteanus, niederländischer Humanist, Musiktheoretiker und Lateinprofessor († 1646)
  • 15. Dezember: Samuel Besler, deutsch-polnischer Komponist († 1625)

Genaues Geburtsdatum unbekannt

  • Claudio Achillini, italienischer Philosoph, Theologe, Jurist, Mathematiker, Dichter und Librettist († 1640)
  • Robert Fludd, englischer Philosoph, Theosoph, Mediziner und Komponist († 1637)
  • Claudio Pari, italienischer Komponist burgundischer Herkunft († unbekannt)[4]

Geboren um 1574

Gestorben

Todesdatum gesichert

  • Februar: Domenico Ferrabosco, italienischer Komponist (* 1513)
  • 5. März: Pedro Fernández, spanischer Komponist (* um 1480)[5]
  • März: Giovanni Contino, italienischer Komponist und Priester (* um 1513)[6]
  • Juli: Anton Francesco Doni – italienischer Schriftsteller, Herausgeber und Musiktheoretiker (* 1513)
  • 20. August: Sebastian Ochsenkun, deutscher Lautenist und Komponist (* 1521)
  • Oktober: Homer Herpol, katholischer geistlicher und Komponist (* um 1510)
  • 11. November (begraben): Robert White, englischer Komponist und Chormeister (* um 1538)

Genaues Todesdatum unbekannt

  • Cord Mente, deutscher Glocken- und Geschützgießer (* um 1500)

Gestorben nach 1574

  • Matthias Hermann Werrecore, franko-flämischer Komponist, Sänger, Kapellmeister und Presbyter (* um 1500)
  • Jean Guyon, französischer Komponist (* um 1514)[7]

Siehe auch

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik
Commons: Musik 1574 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mirosław Perz: Buel [Büel, Buhel, Buhl, Bul, Bull, Puel, Puhel], Christoph. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. Jerome Roche, überarbeitet von Elizabeth Roche: Stefanini, Giovanni Battista. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  3. Paul Becquart: Dufon[Du Fon], Jean [Jean de Namur]. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  4. Paolo Emilio Carapezza, überarbeitet von Giuseppe Collisani: Pari, Claudio [Paris, Claude]. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  5. G. Grayson Wagstaff: Fernández (de Castilleja), Pedro. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  6. Iain Fenlon: Contino, Giovanni. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  7. Caroline M. Cunningham: Guyon [Guion], Jean. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).