Die Weissagung

Die Weissagung ist eine Erzählung von Arthur Schnitzler, die, 1902 entstanden,[1] am 24. Dezember 1905 in der Tageszeitung Neue Freie Presse in Wien erschien.[2]

Inhalt

Der Ich-Erzähler, eine Stückeschreiber, sucht im Sommer die Villa des Freiherrn von Schottenegg am Guntschnaberg in der Nähe von Bozen auf. Der Freiherr, ein Liebhaber von Freilichtaufführungen, bittet den Ich-Erzähler um ein passendes Stück. Der Schreiber schreibt und liefert es. Der Literat wird zu der Aufführung am 9. September 1868 eingeladen. Am Tage der Premiere kommt er am Guntschnaberg an. Der Freiherr macht ihn mit seinem Neffen, dem Herrn Franz von Umprecht, bekannt. Umprecht erzählt dem Ankömmling kurz vor der Aufführung seine Geschichte.

Auf den Tag genau vor zehn Jahren, am 9. September 1858, als Umprecht noch als Leutnant in Polen diente, wurde ihm von einem Taschenspieler, der als Zauberer auftrat, seine Zukunft prophezeit. Und zwar ließ jener Zauberer dem Leutnant – nur für kurze Zeit – ein Bild aus seiner künftigen Vita sehen. Es handelte sich um einen Augenblick aus dem Abend des 9. September 1868. Das ist der Todestag Umprechts. Der ehemalige Leutnant, dank Erbschaft seiner Gattin nun Gutsbesitzer, hat die Hauptrolle in dem Stück des Ich-Erzählers wegen eines „dämonischen Zusammenhangs“ übernommen. Die Schlussszene des Stückes stimmt nämlich genau mit dem oben genannten Bild überein. In jener Schlussszene liegt Umprecht in einer Wald- und Wiesenlandschaft auf einer Bahre. Er trägt eine Narbe auf der Stirn. An der Bahre trauern eine rothaarige Frau sowie zwei Kinder – ein Knabe und ein Mädchen.

Alles, aber auch wirklich alles, trifft haargenau ein. Umprecht heiratet Fräulein von Heimsal. Die färbt sich das Haar rot. Das Paar bekommt einen Sohn und adoptiert die Nichte Umprechts. Die Narbe zieht sich Umprecht auf einer Bahnfahrt zu. Am Ende des Stücks stirbt Umprecht, auf der Bahre liegend, plötzlich.

Rezeption

  • Schnitzler, das Rätselhafte strapazierend, stelle den Leser auf die Probe; prüfe seine Vertrauensseligkeit und Kritikfähigkeit.[3] Der Ich-Erzähler trete für Umprecht ein; verbünde sich geradezu mit ihm.[4]
  • Schnitzler habe sich für Parapsychologie interessiert.[5]
  • Die Vorherbestimmung betreffend habe der Autor wohl doch ein klein wenig übertrieben.[6]
  • Ehrenstein habe sich in der Figur des o. g. Taschenspielers und Zauberers wiedererkannt.[7]
  • Arnold gibt eine weiter führende Arbeit an: Geneviève Roussel (Lille 1988).[8]
  • Der Text bei Zeno.org
  • Die Weissagung im Projekt Gutenberg-DE

Literatur

Quelle
  • Arthur Schnitzler: Die Weissagung. S. 369–395 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl. Erzählungen 1892 - 1907. Mit einem Nachwort von Michael Scheffel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 (Ausgabe 2004). 525 Seiten, ISBN 3-10-073552-8
Erstausgabe in Buchform
weitere Ausgaben
  • Die Weissagung. jmb, Hannover 2013. ISBN 978-3-944342-30-6
Sekundärliteratur
  • Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler. Verlag edition text + kritik, Zeitschrift für Literatur, Heft 138/139, April 1998, 174 Seiten, ISBN 3-88377-577-0
  • Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900 - 1918. München 2004. 924 Seiten, ISBN 3-406-52178-9

Einzelnachweise

  1. Sprengel, S. 238, 17. Z.v.u.
  2. Quelle, S. 522, letzter Eintrag
  3. Perlmann, S. 126, letzter Abschnitt
  4. Perlmann, S. 127, 19. Z.v.o.
  5. Sprengel, S. 85, 9. Z.v.u.
  6. Sprengel, S. 238, 6. Z.v.u.
  7. Sprengel, S. 259, 6. Z.v.u.
  8. Arnold (1998), S. 167, linke Spalte, Kap. 3.5.33
  9. Quelle, S. 522, letzter Eintrag
Werke von Arthur Schnitzler

Romane
Frau Bertha Garlan | Der Weg ins Freie | Therese. Chronik eines Frauenlebens | Roman-Fragment (Theaterroman)

Erzählungen
Welch eine Melodie | Er wartet auf den vazierenden Gott | Amerika | Erbschaft | Der Fürst ist im Hause | Mein Freund Ypsilon | Der Andere | Reichtum | Die drei Elixire | Die Braut | Sterben | Der Sohn | Die Komödiantinnen | Die kleine Komödie | Spaziergang | Blumen | Später Ruhm | Der Witwer | Der Empfindsame | Der Andere. Aus dem Tagebuch eines Hinterbliebenen | Ein Abschied | Die Frau des Weisen | Der Ehrentag | Die Toten schweigen | Die Nächste | Um eine Stunde | Ein Erfolg | Legende | Lieutenant Gustl | Der blinde Geronimo und sein Bruder | Wohltaten, still und rein gegeben | Andreas Thameyers letzter Brief | Die grüne Krawatte | Boxeraufstand | Die griechische Tänzerin | Die Fremde | Exzentrik | Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg | Die Weissagung | Abendspaziergang | Das neue Lied | Der Tod des Junggesellen | Der tote Gabriel | Geschichte eines Genies | Das Tagebuch der Redegonda | Der Mörder | Die dreifache Warnung | Die Hirtenflöte | Frau Beate und ihr Sohn | Flucht in die Finsternis | Doktor Gräsler, Badearzt | Der letzte Brief eines Literaten | Ich | Casanovas Heimfahrt | Fräulein Else | Die Frau des Richters | Traumnovelle | Spiel im Morgengrauen | Abenteurernovelle | Der Sekundant

Theaterstücke
Das Abenteuer seines Lebens | Alkandi’s Lied | Das Märchen | Anatol | Die überspannte Person | Halbzwei | Liebelei | Freiwild | Reigen. Zehn Dialoge | Das Vermächtnis | Paracelsus | Der grüne Kakadu | Die Gefährtin | Der Schleier der Beatrice | Sylvesternacht | Lebendige Stunden (Einakterzyklus): Lebendige Stunden, Die Frau mit dem Dolche, Die letzten Masken, Literatur | Der einsame Weg | Der Puppenspieler | Der tapfere Cassian | Zum großen Wurstel | Das Haus Delorme | Zwischenspiel | Der Ruf des Lebens | Komtesse Mizzi oder Der Familientag | Die Verwandlungen des Pierrot | Der tapfere Kassian | Der junge Medardus | Das weite Land | Professor Bernhardi | Komödie der Worte | Fink und Fliederbusch | Die Schwestern oder Casanova in Spa | Der Gang zum Weiher | Komödie der Verführung | Im Spiel der Sommerlüfte | Das Wort | Zug der Schatten | Ritterlichkeit

Aphorismen
Buch der Sprüche und Bedenken | Der Geist im Wort und Der Geist in der Tat

Autobiografisches
Jugend in Wien | Tagebuch | Korrespondenz | Nachlass